Das wundervolle an der Parfümerie ist, dass bei Verwendung natürlicher Rohstoffe die „Gemütslage“ der Natur im Duft mit eingefangen wird. Es gibt Düfte, die jedes Jahr und jede Batch-Nummer eine minimal abweichende Färbung und leichte olfaktorische Nuancierungen zeigen. Aber diese „Laune“ kann selbstverständlich auch ganz anderer Natur sein. Vetiver aus Haiti, Vanille aus Madagaskar oder Lavendel aus Frankreich: Rohstoffe für die Parfumindustrie kommen aus allen möglichen Teilen der Welt, wo es tatsächlich zu Klimaschwankungen oder gar zu Naturkatastrophen kommen kann. Manchmal können Erdbeben, Wirbelstürme oder Dürren die Parfumindustrie in eine schwierige Lage bringen.

So litt der Handel mit madagassischer Vanille im Jahr 2017 zunächst unter meterologischen Problemen und der damit verbundenen schwachen Ernte. Die daraus resultierende starke Nachfrage führte zusätzlich zu Spekulation und damit massivem Preisanstieg. Vorratssicherung, ein gutes Verhältnis zu Rohstofflieferanten und ein nachhaltiger Umgang mit den Rohstoffen ist für die Parfumindustrie ein Muss.

Offene und transparente Kundenkommunikation ist hier das Gebot der Stunde. Eine Beautybrand teilte beispielsweise ihren Kunden mit, dass ein Duft ihres Sortiments pausieren müsste, bis die Tuberose-Krise vorüber sei, sonst leide die Qualität des Duftes. Das ist eleganter und vorausschauender, als die Kundschaft durch Verwässerung des liebgewonnenen Duftes eventuell für immer zu verprellen. Natürlich fällt einem sofort die mögliche Lösung ein: Umstieg auf synthetische Rohstoffe. Aber das wäre ein großer Verlust für die Parfumkunst und zuweilen auch gar nicht so einfach – in den vergangenen Jahren kam es auch hier zu Engpässen.

Wichtige Lieferanten begehrter Stoffe wie Linalool und Iso E Super konnten die gestiegene Nachfrage nur sukzessive bewältigen. Grundsätzlich gilt für die Beautybranche, dass wir unsere Produkte achtsam herstellen müssen und der Natur Zeit geben sollten. Nicht alles muss immer und überall zu jeder Zeit verfügbar sein.