Natürliche Rohstoffe, wie ätherische Öle, Absolues und Harze sind schön und gut, aber alleine können sie nicht bestehen. Die Parfumkunst ist auf beides angewiesen – Stoffe natürlicher UND synthetischer Herkunft.
Dabei sind synthetische Rohstoffe vielfältiger als man denkt. Sie können in der Natur vorkommen, wie das „Limonen“ in der Orange oder das „Geraniol“ in Rosen. Es gibt aber auch Duftstoffe, die vom Menschen erfunden worden sind wie das süße „Ethylmaltol“ oder das reizvolle „Iso E Super“. In jedem Fall stehen synthetische „Riechstoffe“ den natürlichen in nichts nach. Mehr noch, sie bereichern das Parfumhandwerk seit über 100 Jahren mit Innovationen und bringen die Parfumkunst voran. Chanel N°5, No. 20 Sminta von Frau Tonis Parfum mit ihren „Aldehyden“ oder Shalimar mit dem „Ethylvanillin“ wären ohne diese künstlichen Duftstoffe nie entstanden.
Synthetische Düfte erweitern also die Palette der Parfumeur:innen – es ist, als würde man Maler:innen mehr Farbe zur Verfügung stellen und es können so ganz neue, unbekannte Geruchsbilder entstehen. Zumal durch synthetische Beigabe Parfums Ihren Duft länger verströmen können. Also 1:0 für synthetische Zutaten?
Natürlich versus Synthetisch?
Natürliche Extrakte sind gefragt und wertvoll. Ihr großer Nachteil aber liegt darin, dass bei der natürlichen Extraktion ein Teil der Duftstoffe zerstört wird. Das Resultat ist zwar „natürlich“, riecht aber nicht wie die Blume, aus der das Extrakt gewonnen wird. Parfumeur:innen setzen dann synthetische Stoffe ergänzend ein, um die natürlichen Zutaten näher an das Vorbild zu bringen. Rein natürliche Parfums sind zwar möglich in der Herstellung, aber sie sind unter Umständen wenig befriedigend, ausdauernd oder bezahlbar.
Eine Frage der Balance
Hingegen kann ein rein synthetisches Parfum zwar gut riechen, aber es fehlt ihm zuweilen das gewisse Etwas: eine Schwingung, ein Hauch Unvollkommenheit, die dem Duft Leben einhaucht. In guten Parfums sind natürliche und synthetische Duftstoffe so ausbalanciert, dass sie gemeinsam etwas Aufregendes kreieren, Ideen transportieren und Emotionen vermitteln. Wie überall im Leben gilt also auch bei Düften der Satz „Alles ist eine Frage der Balance“.