Die GQ bezeichnet ihn als „Deutschlands aufregendsten Bariton“, der ein ganzes Genre neu belebt. Wir lieben insbesondere seine Chanson-Abende, die der Deutsch-Georgier Vladimir Korneev mit viel Liebe und Leidenschaft präsentiert. Ob fragile Cover von Lady Gaga bis Avicii, russische Lieder oder Brecht-Weill-Interpretationen: seine Abende sind Erweckungserlebnisse für alle Humanisten! Uns verrät Vladimir Korneev, wonach seine Jugend geduftet hat und warum ihn der Geruch von Bühnennebel so glücklich macht.

Sie stammen gebürtig aus Georgien. Erinnern Sie sich an besondere Gerüche oder Düfte, die Ihre Kindheit beschreiben?
Meine Eltern und ich sind aus Georgien geflohen, als ich 6 Jahre alt war. Ich verbinde den Geruch eines georgischen Gerichts mit meiner Heimat. Das Gericht heißt Chakhokbili. Das besondere an dem Gericht ist die Würzung, die für mich der Duft meiner Kindheit ist: die Kombination aus Koriander, Basilikum und Dill. Ich koche sehr gerne für Freunde und dieses Gericht wird immer gewünscht, wenn ich einlade. Es ist eine Sauce aus frischen Tomaten, Zwiebeln und Hühnchen, in meiner veganen Version mit Soja Medallions.

»Ich rieche Klavier, Holz und Papier.«

Und was ist der Duft Ihrer Jugend?
Ich spielte sehr viel Klavier als Jugendlicher, da ich eine lange Zeit Konzert Pianist werden wollte. Mit meiner Jugend verbinde ich den Geruch von Proberäumen aus Holz und frisch kopiertem Noten Papier.

Sie waren drei Mal in Folge Preisträger beim Bundeswettbewerb Gesang Berlin. Wonach duftet denn für Sie Erfolg?
Nach Schweiß und Champagner.

Sie sagen „Meine Sprache ist die Liebe“ – wonach riecht die Liebe für Sie?
Nach Hoffnung.

»Ich rieche dann an einer imaginären Rose…«

Fotos: Elena Zaucke

Bei Ihren Auftritten singen Sie bis zu zwanzig Lieder, die alle eine Geschichte erzählen. Sie sagten dazu „Ein Chanson ist die ganze Welt in drei Minuten“. Gibt es einen Duft oder Aromen, die die ganze Welt in drei Minuten beschreiben?
Mit der ganzen Welt beim Chanson meine ich das ganze Universum eines Milieus oder des Lebens einer Figur, die in einem etwa dreiminütigen Lied sehr berührend und klug in Wort und Klang gefasst wird. Ich erlebe beim Singen deshalb jedes Chanson wie einen Film und eine Oper in drei Strophen.
Chansons, die ich singe erzählen über eine tiefsitzende Sehnsucht und erfordern von mir eine starke Öffnung auf der Bühne. Gleichzeitig aber auch den Mut zur Schlichtheit, die jedoch mit viel Emotion erlebt und gefüllt werden will. Um diese Tiefe und Flexibilität in meinen Interpretationen zu gewährleisten, muss ich mich sehr sicher in mir fühlen. Umso feiner, stärker und berührender kann ich dann singen.

Um schnell an diesen Punkt von Durchlässigkeit und Verbundenheit zu kommen, habe ich da einen Trick aus dem Vocal Coaching. Ich visualisiere den Punkt über der Nasenwurzel genau zwischen den Augen, da wo unsere Riechzellen sind und atme ohne Geräusch durch die Nase direkt zu diesem Punkt ein, so als würde ich an etwas sehr Schönem riechen.
Diese Einatmung öffnet sofort den Brustkorb, bringt das Zwerchfell sehr tief und erlaubt dem Nervensystem in eine präsente Entspannung zu kommen. Das verankert mich tief in meinem Körper. Der Geruch, den ich mir dabei häufig vorstelle, ist der einer Rose. Insofern rieche ich ab und an während des Applauses an einer imaginären Rose, bevor ich in die Welt eines Chansons eintauche.

»Der Geruch von Bühnennebel macht mich glücklich.«

Sie sind häufig in der Berliner „Bar jeder Vernunft“ zu Gast. Wonach riecht dieser magische Ort für Sie?
Er riecht nach dem vielen Holz des Bodens und der Logen im Spiegel Zelt, nach dem Metall der heißen Scheinwerfer über meinem Kopf und dem Geruch von Bühnennebel. Der Geruch von Bühnennebel macht mich richtig glücklich.
Das Glück des Auftritts. In der Bar jeder Vernunft zu spielen ist wie nach Hause zu kommen. Ich freue mich schon sehr auf die Wiederaufnahme meines Kurt Weill Konzert Programms »YOUKALI« mit Band vom 2.-7. November in der Bar jeder Vernunft im Rahmen der jüdischen Kultur Tage.

»Ich liebe es, Komplimente zu machen.«

Welcher Kollegin/welchem Kollegen wollten Sie schon immer einmal sagen „Du riechst so gut!“?
Meine sehr liebe Freundin, Schriftstellerin und Komponistin Kat Kaufmann riecht immer nach frischen Frühlingsblüten, wenn ich sie beim Wiedersehen umarme. Dann sage ich aber auch immer sofort „Du riechst so gut!“ Ich sage eigentlich immer sofort, wenn mir etwas an einem Menschen gefällt und immer aus vollem Herzen und aus dem Moment heraus. Ich finde es wichtig keine Angst davor zu haben, Menschen Komplimente zu machen. Deswegen gibt es wohl keinen, dem ich noch nicht gesagt habe, dass sie oder er gut riecht.

Sie singen auf unterschiedlichen Sprachen. Hat jede Sprache einen ganz eigenen Duft für Sie?
Ich bin bei Sprachen so sehr auf den Klang und das körperliche Wahrnehmen dabei fixiert, dass ich mir nie über einen Geruch dazu Gedanken gemacht habe. Düfte sind – wenn man so will – ja eine ganz eigene Sprache für sich. Die Sprache der stillen Natur. Aber wenn ich eine Sprache als Duft tragen könnte, dann wäre es wohl französisch.

Welches Land oder welchen Ort möchten Sie gerne wieder riechen?
Thailand und den Oman.

»Ich habe Lust, mir bei Frau Tonis einen neuen Duft auszusuchen!«

Und zu guter Letzt: Hatten Sie bereits die Möglichkeit, die Düfte von Frau Tonis Parfum kennenzulernen und konnten Sie darunter einen Lieblingsduft ausmachen?
Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit dazu. Aber ich habe durch das Interview so richtig Lust dazu zu bekommen, mir bei Frau Tonis Parfum einen neuen Duft zu suchen und mich beraten zu lassen. Ich persönlich trage gerne sehr natürliche und möglichst unaufdringliche Düfte. Meine Lieblingsnoten sind Zedern und Pinien, Zitrusfrüchte und Rosenholz.