Er ist Schauspieler, Sänger und Regisseur: Christian Friedel ist ein Dreifach-Talent und liebt die Extreme. Seit seinem zehnten Lebensjahr steht er auf der Bühne und wird gefeiert für seine Darbietungen in Stücken wie Robert Wilsons „Der Sandmann“ und Roger Vontobels „Hamlet“. Im Kino brillierte er in Michael Hanekes „Das weiße Band“, aktuell sieht man ihn erneut als Polizeifotograf Reinhold Gräf in der Erfolgsserie Babylon Berlin. Uns verrät er im Duft-Interview, wonach seine Kindheit in der ehemaligen DDR gerochen hat und wonach seine Hände am Set von Babylon Berlin duften.

Parfüm ist für mich…
eine sinnliche Tür in ein erweitertes Ich.

Du bist Schauspieler, Musiker und Regisseur… gibt es einen Duft oder einen Geruch, der dich nach einem langen Tag abschalten lässt?
In letzter Zeit habe ich den warmen Duft von Zirbenholz entdeckt, der mich entspannt und mich ausatmen lässt.

»Ich sog den Duft von frischer Wäsche auf.«

Du bist in Magdeburg geboren und aufgewachsen. Zur Zeit spielst du am Schauspielhaus Dresden „Macbeth“ und am Düsseldorfer Schauspielhaus „Dorian“. Wie würdest du deine Heimat und Düsseldorf olfaktorisch beschreiben?
Da ich meine Kindheit in der ehemaligen DDR erleben und schmecken durfte, erinnere ich mich an den Duft von Kohleöfen, was erst einmal nicht so schön ist, aber sehr vertraut war. Neben unserer Wohnung in Magdeburg gab es eine Wäscherei und als ich mit meiner Mama dort Wäsche abholte, sog ich quasi die Hitze des Raumes und den feuchten Duft von frisch gewaschener Wäsche förmlich auf. Und ein weiterer wichtiger Duft war das Holz auf den Hinterbühnen des Theaters. Manchmal hatte es etwas Muffiges, aber immer holzig-warmes und das verbindet mich mit meiner zweiten Heimat, dem Theater. Diesen Duft rieche ich auch im Schauspielhaus sehr oft, wenn ich den Gang hinter der Bühne zum nächsten Auftritt entlanggehe.

»Am wohlsten fühle ich mich am Rhein.«

Im Düsseldorfer Schauspielhaus riecht jedes Stück dagegen anders und der Duft der Stadt präsentierte sich in meinen ersten Produktionen an dem Haus nicht unbedingt von seiner besten Seite, da meine Gästewohnungen meistens in Bahnhofsnähe waren. Die Ansammlung von Gerüchen möchte ich lieber nicht beschreiben, und sie stehen im Kontrast zu den parfümierten Gerüchen, die ich sonst so in der Stadt wahrnehme. Am wohlsten fühle ich mich aber am Rhein und ich genieße dort die weiten Rheinwiesen und den meist wohligen Duft der Natur und des Wassers.

Gibt es einen bestimmten Duft, den du trägst, wenn du mit deiner Band „Woods of Birnam“ auf die Bühne gehst?
Da setze ich meist auf mein seit Jahren gut funktionierendes Stammparfüm. Da macht man nichts falsch, sorgt für eine süß duftende Note, aber natürlich ist da noch Luft nach oben.

»Das weiße Band roch nach Pferd, Kutsche und Matsch.«

Verbindest du Bühnenbilder/ Filmsets mit bestimmten Gerüchen? Welcher Dreh-/ Spielort ist die olfaktorisch besonders im Sinn geblieben?
Meine Nase spielt immer mit und ich liebe die unterschiedlichen Gerüche am Set, vor allem wenn man gewisse Zeitreisen macht. Schon seit meiner Kindheit liebe ich den Duft von Büchern – frisch ausgepackte, alte schon in die Jahre gekommene, Düfte aus unterschiedlichen Druckverfahren – wenn solche Requisiten am Set sind, wird erstmal dran gerochen. Mein erster Film „Das weiße Band“ ist mir olfaktorisch am meisten in Erinnerung geblieben, da dort an den Sets vorrangig auf originale Requisiten und Möblierungen Wert gelegt wurde. Ich hatte zudem Kutschenunterricht und wenn man dort mit der Kutsche durch das Dorf oder durch die Heide gefahren ist, dann war das ebenfalls ein sehr spezieller Duft; angefangen vom Pferd, der Kutsche, der Natur, der matschigen Straße und dem wohligen Duft meiner Spielpartnerin.

»Bei Babylon Berlin umgeben mich technische Gerüche.«

Können Gerüche oder Düfte dir dabei helfen, besser in eine Rolle „reinzukommen“? Welches Parfum oder welchen Geruch würde deine Rolle des Polizeifotografen Reinhold Gräf aus der Serie Babylon Berlin tragen?
In einem meiner letzten Filme versuchte ich den Duft meiner Figur mit in die Rolle zu nehmen. Da war es wichtig, dass man sich nicht jeden Tag wäscht und man einen gewissen Seifenduft hatte, der manches überdeckte. Der Reinhold Gräf ist eher ein Mann, der sehr auf seine Hygiene achtet. Doch neben Gerüchen aus seinem Fotolabor mischt sich vor allem an seinen Händen oft eine Art von technischen Gerüchen, da er sehr technikinteressiert ist und sicherlich auch viel an neuen Geräten bastelt. Wenn er abends sein Doppelleben auspackt, dann spielen garantiert auch verschiedene Parfüms eine Rolle.

»Bei Frau Tonis interessieren mich die Blütendüfte.«

Wenn Du dich entscheiden müsstest, was würdest Du wählen: Ein Duft für den Rest deines Lebens oder jeden Tag etwas Neues probieren?
Da ich mich schnell langweile, bin ich immer offen für Neues und experimentiere gerne herum.

Und zu guter Letzt: Kennst Du bereits die Düfte von Frau Tonis? Wenn nicht: welche Düfte empfiehlt dir unser Dufttest?
Mir wurden beim Dufttest Mémoire Collective, Berlin Summer, Wüstenwind, Tulpe und Valeria angezeigt. Beim Durchstöbern würden mich die blumigen Düfte am meisten interessieren.

Fotos: Thomas Rabsch