Die Geschichte des Parfums.

Wer hat sich das eigentlich noch nicht gefragt: Warum gibt es Parfum überhaupt? Seit wann wird es verwendet? Zunächst einmal: der Begriff „Parfum“ entstammt dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus „per“ (durch) und „fumum“ (Rauch/Dampf). Vor vielen Jahrhunderten konnte Duft tatsächlich nur durch die Hitze des Feuers aus den Zutaten gelöst werden. Erst sehr viel später wurde es möglich, Parfum aus Flüssigkeiten – Duftstoffen und Alkohol – zu destillieren.

»Duftenden Salben und Öle«

Sowohl im antiken Ägypten, in Mesopotamien und Griechenland verbrannten die Menschen Kräutern, Blumen und Hölzer und genossen den aromatischen Rauch, der dabei entsteht. Damals wollte man mit duftenden Salben und Ölen Götter ehren oder Verstorbene salben. Aromatische Düfte sollten eine Annäherung an das Göttliche ermöglichen.

»Parfum galt als „sittenlos“«

Erst im Europa des frühen Mittelalters erlangten Duftwässer eine gewisse Beliebtheit. Parfum galt grundsätzlich als „sittenlos“, doch gelangten durch die Kreuzzüge mehr und mehr wohlriechende neue Düfte aus dem Vorderen Orient und dem Fernen Osten nach Europa. Vor allem bei Hofe galt es als schick, sich zu beduften. Zudem versuchte man in Zeiten von Pest und Cholera, als Wasser als Krankheitsüberträger galt, schlechte Gerüche mit Parfüm zu überdecken. 

»Grasse wurde Parfum-Hotspot«

Seit dem 19. Jahrhundert nahm die Auswahl weiterer Inhaltsstoffen für exotische Düfte verstärkt zu. Expeditionen in fremde Länder brachten zahlreiche neue, außergewöhnliche Duftstoffe nach Europa. Jetzt waren es nicht nur Adlige, die sich Parfums leisten konnten und wollten; jetzt wurde Parfum massentauglich und auch für das Bürgertum erschwinglich. Städte wie das französische Grasse an der Cote d‘Azur entwickelten sich zur „Welthauptstadt der Düfte“. Parfümherstellung wurde Kunst und führte zu einer olfaktorischen Revolution von Düften.  

»Modedesigner machen Düfte«

Pierre-François-Pascal Guerlain war einer der ersten Star-Parfümeure dieser Zeit. Er belieferte die Reichen und Schönen in ganz Europa mit seinen unverwechselbaren Düften und schuf einen Duftklassiker, der bis heute nichts von seinem Zauber verloren hat: „Eau Impériale“.
Sein Sohn Aimé kreierte mit „Jicky“ einen Meilenstein in der Parfumgeschichte und sein Enkel Jacques zauberte 1925 mit „Shalimar“ ein orientalisches Märchen, das auch heute noch viele Menschen fasziniert. Drei Jahre zuvor hatte der Duft einer Modemacherin für Aufsehen gesorgt: „No. 5“ von Coco Chanel gehört bis heute zu den legendärsten Parfums der Welt. Kreiert wurde der Duft, der sich durch eine Überdosis von Aldehyden auszeichnet, von dem französischen Chemiker und ehemaligen Parfümeur am russischen Zarenhof, Ernest Beaux. Und 1947 schuf ein weiterer Modedesigner, Christian Dior, den Duft „Miss Dior“, einen zarten Maiglöckchenduft.

»Siegeszug von Nischendüften«

Heutzutage erobern Nischendüfte, in den USA „Indie-Scents“ genannt, den Markt mit ganz besonderen Eigenschaften hinsichtlich Qualität, Komposition, limitierten Auflagen und selektivem Vertrieb. Das Geheimnis des Erfolgs liegt bei diesen Parfums in ihrer Kompromisslosigkeit, denn sie müssen nicht dem Geschmack der breiten Masse entsprechen und können es sich leisten, „speziell“ zu riechen. Anders als der Duftdesigner eines bekannten Labels, der beim Umsetzen seines Konzepts stets den Weltmarkt im Kopf haben muss, kann der Parfümeur eines Nischenduftes frei von diesem Druck agieren.  Mittlerweile gehen rund 35 % des Branchenumsatzes auf das Konto von „Nischenbrands“.