Duft zu verschenken, ist eine heikle Angelegenheit. Schließlich ist ein Duft auch immer ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Die eigene Vorliebe zu verschenken, ist immer ein bisschen übergriffig. Was mir gefällt, muss noch lange nicht dem besten Freund, der Cousine oder der Kollegin gefallen.

Gibt es etwas, das alle mögen? Könnten wir uns zum Beispiel auf zitrische Frühlingsdüfte einigen? Nach einem besonders langen, zähen, kalten Winter euphorisiert die Menschen nichts so sehr wie der Duft von Zitronen, Orangen, Bergamotten. Wir alle sind wieder verliebt in den Anfang, feiern das Wiedererwachen der Natur. Und verbinden genau diese Aromen damit. Wer also unbedingt einen Duft verschenken möchte, geht mit einem Parfum aus der zitrischen Duftfamilie relativ auf Nummer sicher.

»Lieber keine Experimente!«

Bei allen anderen Duftfamilien offenbart sich tatsächlich ein großes Dilemma: hier variieren die Vorlieben und die Sympathien stark. Sei es ein opulentes Blütenbouquet, der Duft von orientalischen Gewürzen oder Aromen, die an frische Meeresbrisen erinnern: es ist schwer, auf einen Nenner zu kommen. Was die eine als beglückendes Aroma empfindet, löst bei der anderen Kopfschmerzen aus. Düfte und Gerüche haben viel mit unseren persönlichen Erinnerungen zu tun, schließlich ist das limbische System eng mit unseren Erfahrungen verbunden. Wenn Duft und Vergangenheit nicht positiv miteinander verknüpft sind, rümpfen wir schließlich die Nase. 

Als Duftexpertin rate ich persönlich eher dazu, sehr sensibel mit dem Verschenken von Parfums umzugehen. Da lautet meine Empfehlung: keine Experimente! Ich verschenke nur Düfte, von denen ich weiß, dass sie längst zu den Favoriten zählen und mit Leidenschaft getragen werden. Oder ich verschenke den guten, alten „Gutschein“ für einen Einkauf in der (Nischen-)Parfumerie meiner Wahl. Dann kann der oder die Beschenke nach Herzenslust in einem besonderen Duft-Portfolio stöbern und hier vielleicht seinen neuen Duft fürs Leben finden.

– Stefanie Hanssen