Drei Menschen betreten eine Bühne und spielen, singen und tanzen sich die Seele aus dem Leib. Christoph Marti alias Ursli Pfister ist Teil des Trios »Geschwister Pfister« und janz Berlin liebt diese Familie! Ob Revue-Märchen, Hollywood-Schmelz-Schmalz, Tin-Pan-Alley-Keßheit, Las-Vegas-Glamour, Swing, Volkslied – alles mit viel Feingefühl und kessem Wagemut. Faszinierend aasig seine Darstellung als Conférencier in »Cabaret«, Kult seine Auftritte in der legendären 94er Inszenierung von »Im weißen Rössel«. Und wer ihn in »Heute Nacht oder nie« an der Komischen Oper in Berlin gesehen hat, ist ihm verfallen. Uns verrät der wunderbare Christoph Marti seine bühnenreifen Duftrituale und nach welchem Parfum er sich in seiner Jugend gesehnt hat.
Parfum ist für mich …
Christoph: … essenziell. Düfte begleiten mich mein ganzes Leben, ich liebe es, mich von ihnen beeinflussen zu lassen.
Welchen Ort möchten Sie unbedingt wieder riechen?
Christoph: Das Treppenhaus meiner Großeltern an der Junkerngasse in Bern, dort roch es beim Reinkommen immer irgendwie nach Pfeffer und Brot. Der Geruch im Urwald in den Bergen Nicaraguas nach heftigem Regen, wenn die Erde dampft und man riechen kann, wie um einem herum das Grün wuchert.
»Da war der Duft von Erdbeeren und Chlor…«

Was beschreibt den Duft Ihrer Jugend?
Christoph: Erdbeeren und ein Hauch Chlor aus dem Schwimmbad. Charlie von Revlon, diesen Duft gab es Mitte der 70er Jahre als Paste, in einem silbernen Apfel an einer Kette zum Umhängen, beide meine Schwestern hatten einen und als ich auch einen haben wollte, hieß es nein, das gibt’s nur für Mädchen.
Welchen Duft verbinden Sie mit den Geschwistern Pfister?
Christoph: Pour Messieurs von Chanel. Es ist der erste Duft, den ich mir für eine Bühnenfigur ausgesucht habe, dabei ist es geblieben.
»4711 passte perfekt zur Pfister Toskana-Show!«
Für jede Figur, die Sie auf der Bühne spielten, haben Sie einen passenden Duft ausgesucht. Nach welchen Kriterien haben Sie die jeweiligen Düfte ausgewählt?
Christoph: Das ist ganz unterschiedlich und kommt sehr auf auf die Figur an. Manchmal ist es ganz eindeutig. Zaza in La Cage aux Folles zum Beispiel besingt Shalimar gleich in ihrem ersten Song, da ist der Fall klar, das ist einfach. Für die Rolle der Fürstin Bozena Guddenstein zu Clumetz in der Operette Gräfin Mariza musste es ein Männerduft sein, etwas, was nach Whiskey und Zigarren riecht, A*Men Pure Havane hat perfekt funktioniert. Schwieriger war es mit der Rolle der Mireille Mathieu in unserer Hommage »Servus Peter, oh làlà Mireille«, ich hatte etwas ganz Bestimmtes im Sinn, es sollte feminin sein, aber nicht zu blumig. Und natürlich französisch, ohne Frage. Ein Freund aus London hat mir schließlich das Eau de Parfum von Jean Louis Scherrer empfohlen, ich habe mir eine Probe schicken lassen und wusste sofort: das ist es! Und bei unserer letzten Show »Die Geschwister Pfister in der Toskana« war es Kölnisch Wasser von 4711, das hat so perfekt gepasst, dass wir es zum Schluss alle trugen auf der Bühne, sogar unsere Musiker, es war einfach der perfekte Duft zu dieser Show.

Wann haben Sie die Düfte für Ihre Figuren gefunden? Bereits bei den Proben oder erst im Laufe der Spielzeit?
Christoph: Auch das ist unterschiedlich. Für Hilde Czapek in unserem Abend mit Wiener Heurigenliedern bin ich vor Probenbeginn gleich schon zu DM, weil ich wusste, dort werde ich fündig, dort hätte ja auch Hilde gesucht. So habe ich Tosca entdeckt, ein Volltreffer. Lange gar nicht geklappt hat es bei der Czardasfürstin an der Oper Köln. Ich hatte mir auch da vor Probebeginn schon einen sündhaft teuren Duft der Firma Creed besorgt, in einem atemberaubend schönen Flacon, den ich mir während der gesamten Proben auf meinen Garderobenplatz gestellt habe, wie ein Schrein. Als ich den Duft zur ersten Hauptprobe dann erstmals trug, fragte ein Kollege mich kurz vor dem Auftritt, was hier denn so komisch riechen würde. Da wusste ich, das war ein Fehlkauf.
»Wo ich bin ist vorne. So riecht das!«
Welche Rolle können Sie am besten mit einem Duft beschreiben?
Christoph: Wahrscheinlich wäre das Clivia an der Komischen Oper Berlin. Sie ist ein Filmstar aus Hollywood, die zu Dreharbeiten nach Südamerika reist und dort die Liebe und das Abenteuer ihres Lebens findet. Ausgesucht hatte ich mir Cinema von Yves Saint Laurent, sehr weiblich und klassisch, ich trug es schon während der Proben und habe mich wohl gefühlt damit. Aber dann kam unser Bühnenbildner Stephan Prattes kurz vor der Premiere zu mir und hat mir einen Duft geschenkt mit den Worten: das ist Dein Duft, so riecht Clivia. Der Duft war Boudoir von Vivienne Westwood, äußerst extravagant, laut, flach, einige Kollegen sind sofort auf Distanz gegangen, aber das war mir egal. Wo ich bin ist vorne, so riecht das.
»No. 68 New York von Frau Tonis könnte zur mir passen.«
Wenn Berlin ein Parfüm wäre, wie würde es heißen?
Christoph: Na, Dufte.
Und zu guter Letzt: auf welchen der Düfte unseres Portfolios sind Sie neugierig? Was sagt Ihr Dufttest?
Christoph: Der Dufttest sagt Nr. 68, New York. Ich freue mich und bin gespannt.